Warum du in einem Beruf festhängst, den deine Eltern mögen - Aber du nicht!
Ich erinnere mich noch gut an diesen einen Moment, in dem ich als Angestellte an meinem Computer im Büro saß, mich mal wieder energielos fühlte und mich plötzlich fragte: „Wie bin ich eigentlich hierher gekommen?“ Weißt du – Ich wollte eigentlich Musicaldarstellerin werden! Das war ein großer Traum von mir. Oder Schriftstellerin. Ja vielleicht auch Lehrerin oder Künstlerin. Was war geschehen? Nun saß ich 40 Stunden in der Woche im immer selben Büro, am immer selben Platz am Computer, fühlte mich irgendwie unzufrieden im Job und fragte mich, ob ich nicht eine falsche Abzweigung auf meinem beruflichen Weg eingeschlagen hatte.
Wie es mir damals erging, so ging und geht es vielen Menschen. Meine Coachees berichten immer wieder davon, dass sie eines Tages feststellten „Ups, hier stimmt doch etwas nicht! Meine Familie feiert meinen Beruf. Er ist gut angesehen, gut bezahlt und in gewisser Weise auch kreativ – Aber irgendwie passt er nicht zu mir!“ 🙈 Wie kommt es, dass so viele Menschen, und gerade auch Vielseitige, in einem Beruf stecken, der ihren Eltern gefällt, aber nicht mehr viel mit ihren eigenen Wünschen und Träumen zu tun hat? Das erfährst du in diesem Blogartikel. Viel Freude beim Lesen!
Multitalente, Multihelden, Scanner-Persönlichkeiten
Vielleicht hast du schon einmal von diesen Begriffen gehört. Wir Vielseitigen haben viele Namen und ebenso haben wir vielseitige Eigenschaften die uns auszeichnen. 🥳 Wir sind schon von Kindesbeinen an kreativ. Oft voller bunter Ideen. Und gleichzeitig genießen wir das Zusammensein mit Menschen, aber durch unseren sensiblen Anteil ebenso das Alleinsein. Als Kinder schrieben wir an einem Tag leise eine Geschichte in unser selbst gestaltetes Notizbüchlein, an einem anderen Tag präsentierten wir voller Freude unserer Familie neue Zaubertricks. Wir sind feinfühlig, empathisch und lieben es zu helfen. Wir haben eine ganz besondere Verbindung zur Natur und zu Tieren. Und vor allem haben wir viele, viele Interessen, weil wir so neugierig sind und uns immer wieder für etwas Neues begeistern können!
Vielseitige sind bunt, ideenreich und feinfühlig - und oft unzufrieden im Job
Ist es also verwunderlich, dass wir uns in vielen klassischen Berufsbildern nicht auf Anhieb wohl fühlen? Hm, eigentlich nicht, oder? 🤔 Vielleicht hast du auch schon einmal festgestellt, dass du dich mit der Zeit langweilst, wenn du nicht genügend Abwechslung und Kreativität in deinen beruflichen Aufgaben oder dem Umfeld hast. Vielleicht fehlen dir auch soziale Kontakte, wenn du besonders sozial und einfühlsam bist. Oder du sehnst dich nach einem tieferen Sinn in deiner Tätigkeit.
Besonders als Kinder haben wir oft große Träume, was wir einmal werden wollen, wenn wir groß sind. Was war es bei dir? Etwas mit Tieren? Etwas in der Natur? Oder etwas Soziales? Vielleicht mit Kindern? Vielleicht aber auch etwas Kreatives? Bücher schreiben? Oder war es die Schauspielerei? Was passiert also, weshalb wir uns häufig von unseren Wünschen abbringen lassen und in einem Beruf landen, der uns nicht erfüllt?
Wie uns unsere Erziehung und Erfahrungen prägen
Angelika Gulder (bei ihr habe ich meine erste Coachingausbildung absolviert) hat einst das tiefen-psychologische Zwiebelmodell geprägt. Stell dir dich als Menschen mal für einen Moment wie eine Zwiebel vor. In der Mitte ist dein wahrer Kern, dein einzigartiges Potential, deine Anlagen, mit denen du auf die Welt kommst. Das sind z.B. Eigenschaften, natürliche Talente oder auch Werte, die dich auszeichnen. Überleg mal – Niemand anderes auf dieser Welt hat diese einzigartige Kombination aus genau diesen Anlagen, nur du! 🤩 Weißt du, als Kinder sind wir noch so sehr mit uns selbst verbunden. Wir spüren intuitiv, wo es uns hinzieht und was uns guttut und gehen diesen Dingen einfach nach!
Prägende Erfahrungen legen sich wie Zwiebelschichten um deinen Wesenskern
Sowohl positives als auch negatives Erlebtes bildet dünnere, stärkende Schalen oder dicke, schützende Schalen. Bewiesener Maßen beginnt dies sogar schon als Embryo im Mutterleib, dass du spürst, was um dich herum passiert und dich dies prägt. Besonders prägend sind die ersten fünf Lebensjahre jedes Menschen, denn Kinder können in dem Alter noch nicht filtern und Erlebnisse von sich abschirmen. Sie erleben alles zum ersten Mal. Klassisches Beispiel: Die Spinne! 🕷Wenn die Mama laut schreit, wenn sie eine Spinne erblickt, denkt sich das Kind natürlich „Das muss ein UNGEHEUER sein!“ und wird zukünftig ängstlich vor Spinnen davonlaufen. Ähnlich aber auch bei wesentlich unauffälligeren Erfahrungen: Spürt ein Kind, wie frustriert oder gestresst die Eltern von der Arbeit nach Hause kommen, lernt es „Mann, muss Arbeit anstrengend sein!“ Mit der Zeit sehen wir die Welt durch eine Brille, die neben unseren Genen geprägt ist von Erfahrungen und Erziehung.
Häufige Glaubenssätze, die dich im Beruf unglücklich machen können
„Du willst WAS beruflich machen? Schatz, damit kannst du doch kein Geld verdienen. Und außerdem gibt es doch schon etliche davon. Meinst du denn, dass du gut genug dafür bist?“ Es sind solche Sätze, die unser Bild von Arbeit und Beruf schon von klein auf prägen. „Ich bin nicht gut genug? Ich kann mit dem, was ich liebe, kein Geld verdienen?“
Durch unsere Prägung bildet sich für uns durch das, was wir erleben, eine neue Realität.
Denn das, was wir glauben, halten wir nun mal für real!
Und plötzlich denken wir nicht mehr „Ich werde einen eigenen Reiterhof haben, wenn ich groß bin!“ sondern „Ich sollte etwas Vernünftiges machen. Einen Reiterhof kann sich ja keiner leisten.“ Unsere Glaubenssätze beeinflussen uns und unser Handeln maßgeblich. Aber hey, was mir ganz wichtig ist: Unsere Familie, unser Umfeld meint es oftmals sehr gut mit uns! 😌 Sie wollen uns beschützen. Sie wünschen sich für uns eine gute Zukunft nach ihren eigenen Maßstäben und gerade in der Nachkriegsgeneration spielten Sicherheit und finanzieller Wohlstand nun mal eine ganz besondere Rolle. Irgendwie verständlich, dass auf Vielseitige mit ihren kreativen Zukunftsvorstellungen häufig mit Ablehnung reagiert wurde, oder? 🥳
Das Geniale an der Sache ist aber – Es sind Glaubens-Sätze, nicht die Realität, denn die gibt es so pauschal nicht. Jeder Mensch trägt eine andere Brille und so sieht die Welt für jeden Menschen auch anders aus. Also frage dich doch mal, was du als Kind häufig gehört hast, z.B. über Arbeit:
Finde deine Glaubenssätze über Arbeit und Beruf - Woran glaubst du oder hast du bis heute geglaubt?
- Arbeit ist anstrengend/langweilig/etwas Schlechtes/(Wort deiner Wahl)…
- Erfolg ist alles. Ich muss mit meiner Arbeit viel Geld verdienen und Karriere machen.
- Von Kreativität kann niemand leben. Das ist brotlose Kunst.
- Vernünftige, sichere Entscheidungen sind die richtigen Entscheidungen.
- Ich muss einen festen Job haben.
- Ich darf nur einem einzigen Job nachgehen und sollte mich nicht zu oft umentscheiden. Das ist schlecht für den Lebenslauf.
Schreib dir das gerne einmal auf und frage dich zu jedem einzelnen Satz: Ist das wirklich so? Kannst du ein Fünkchen daran glauben, dass es auch anders sein könnte?
Allen Erwartungen gerecht werden
Seitdem wir in die Schule kamen oder wahrscheinlich noch viel früher, haben die meisten von uns als Kinder gelernt, dass wir eine bestimmte Leistung erbringen sollten, um anerkannt zu werden à la „Ich räume mein Zimmer auf, um gelobt/geliebt zu werden.“ oder „Ich muss gute Noten schreiben, um etwas zu werden.“ (Verrückt oder? Dabei bist du ja schon „etwas“!🙃) Heruntergebrochen – Wir lernten, uns anzupassen an die Erwartungen anderer. Und wie du weißt, sind Vielseitige sehr empathisch. Ist dir Harmonie auch wichtig? Dann wirst auch du sicherlich einiges dafür getan haben, es deinen Lieben, aber sicher auch entfernteren Bekannten oder Kolleg*innen recht zu machen, oder?
Wir passen uns an, um dazuzugehören
Ein Beispiel? Da Vielseitige schon als Kinder unglaublich kreativ und neugierig sind, haben sie jeden Tag eine neue Idee im Kopf, die sie ausprobieren möchten. Klavier lernen, ohja! Und eine Woche später doch lieber Gitarre. Einen Brief an die Oma schreiben, ihn aber doch wieder für eine spontane, noch wichtigere Idee liegen lassen und nicht vollenden. Sind diese Kinder „wankelmütig“, „flatterhaft“ und wissen sie nicht, was sie wollen? Oder sind sie neugierig, wissensdurstig und folgen ihrer Intuition? Klar, du weißt, worauf ich hinaus will ☺️ Natürlich Letzteres! Doch häufig wachsen wir mit Sätzen auf wie „Nun bleib doch mal bei einer Sache. Nichts machst du mal zu Ende!“ Und aus dem Gefühl heraus, es allen recht machen zu wollen und dazuzugehören, passen wir uns an. Wir lernen nicht noch das dritte Instrument, sondern bleiben beim zweiten. Und ebenso wechseln wir vielleicht nicht das Studium oder den Beruf, auch wenn es uns nicht zusagt.
Wer sich immer den Erwartungen anderer anpasst, verpasst die Chance auf ein Leben, das ihn selbst glücklich macht!
Was will ICH eigentlich beruflich?
Schwirrt dir nach dem, was du gerade gelesen hast, nun auch schon der Kopf? 🤯 Kein Wunder also, dass wir uns nach der Schulzeit die Frage stellen „Was will ich eigentlich?“, oder? Häufig haben sich bis zum Ende der Schulzeit so viele Zwiebelschalen angesammelt, dass wir gar nicht mehr wissen, was wir selbst wirklich wollen. Wir haben verlernt auf unsere Intuition zu hören und halten fremde Ansichten für die Wahrheit, letzteres ganz klammheimlich ohne es zu merken, und wollen es schließlich noch allen recht machen. „<Traumberuf> werden? Nein, das kann ich nicht machen. Das ist unvernünftig/brotlose Kunst/(ein Adjektiv deiner Wahl…) Und was soll überhaupt meine Familie/Freunde/Kolleg*innen/mein Goldfisch denken?!“ 🐟 Häufig wählen wir also einen Beruf, der schon in gewisser Hinsicht zu uns passt („Ist ja irgendwie sozial, kreativ, ….“), aber auch den vielen Erwartungen unseres Umfelds gerecht werden soll.
Wir folgen fremden Maßstäben, eifern einem Ideal hinterher, das gar nicht wirklich unseren Wünschen entspricht und merken es oftmals erst, wenn an unserem vermeintlichen Ziel feststellen: DER Job der Wahl macht uns nicht glücklich! Tja, ich glaube, du verstehst jetzt, was ich mit dem zugegebener Maßen dezent provokativen Titel dieses Blogartikels meine. 🙂
Nimm dein Berufsleben selbst in die Hand
Vielleicht hast du einige Aha-Momente beim Lesen dieses Beitrags gehabt. Wenn das so ist, freue ich mich von Herzen, denn zu erkennen, dass unsere Gedanken nicht immer wahr sein müssen und wir sie ganz bewusst hinterfragen dürfen, ist aus meiner Sicht ein absoluter Game-Changer!
Ich kann dir versichern: Wir alle haben die Möglichkeit, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihm ein „Redesign“ zu verpassen, einen neuen Anstrich ganz nach unserem Geschmack! Niemand hat etwas davon, wenn du in deinem vernünftigen, gut angesehenen Job versauerst, auch nicht deine Eltern. Nein, auch sie möchten doch, dass du glücklich bist! An dem Tag, an dem ich mich dafür entschied, mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und so zu gestalten, wie es MIR entspricht, hatte ich plötzlich diesen Songtext im Kopf.
„Heute beginnt der Rest deines Lebens
Jetzt oder nie und nicht irgendwann!
Schau‘ auf dein Ziel kein Traum ist vergebens
Heut‘ fängt die Zukunft an!
Heute beginnt der Rest deines Lebens
Heute fängt an was du daraus machst!
Geh‘ durch die Nacht dem Morgen entgegen
Als ob du neu erwachst.“
Mich hat der Song so sehr bestärkt – Yes, hier kommt mein Leben nach meinen Regeln!
Und du kannst das auch. Das weiß ich!
Alles Liebe,
deine Lena
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